Zusammenfassung
Hintergrund Untersucht wurden die Präferenzen von Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung in Bezug
auf Tätigkeitssektor (ambulant/stationär) und die angestrebte Position im jeweiligen
Sektor (Anstellung/Freiberuflichkeit bzw. fach-/ober-/chefärztliche Position) nach
ihrer fachärztlichen Anerkennung. Im Fokus stehen dabei geschlechtsspezifische Unterschiede
und Einfluss von Elternschaft.
Methodik Jährliche standardisierte postalische Befragungen mit den Absolventinnen und Absolventen
von medizinischen Fakultäten vom Praktischen Jahr bis nach vier Jahren Weiterbildung.
Die Rücklaufquote betrug 48 % im 1. Jahr, in den Folgejahren stets 85 % und mehr.
In allen Erhebungen waren ca. zwei Drittel der Befragten weiblich. Zur Datenauswertung
wurden deskriptive Statistik und Regressionsanalysen angewandt.
Ergebnisse Das Krankenhaus wird im Vergleich zur vertragsärztlichen Versorgung bevorzugt, auch
wenn die Attraktivität des Krankenhauses über die vier Weiterbildungsjahre abnimmt.
Die Entscheidung für oder gegen das Krankenhaus hängt mit der gewählten Disziplin
zusammen. Ambulante Versorgung ist mit Möglichkeiten zur Teilzeittätigkeit assoziiert.
In der vertragsärztlichen Versorgung wird von Männern eher eine Niederlassung, von
Frauen zunehmend ein Angestelltenverhältnis präferiert. Personen mit Kind und Personen,
die eine Vollzeittätigkeit in der ambulanten Versorgung anstreben, präferieren die
Niederlassung in eigener Praxis. Im Krankenhaus streben vor allem Männer Positionen
mit Leitungsfunktion an, Leitungsposition ist mit Vollzeittätigkeit assoziiert. Zukünftige
Führungskräfte finden sich primär in Universitätskliniken.
Folgerung Drei Tendenzen sind zu verzeichnen: Abneigung gegenüber Leitungspositionen, wachsendes
Interesse an Teilzeitarbeit und wachsende Neigung zur Angestelltentätigkeit im ambulanten
Sektor. Diese Tendenzen stellen eine Abkehr von traditionellen Leitbildern der medizinischen
Profession dar. Die derzeitige Arbeitsmarktsituation erlaubt eine Realisierung dieser
Präferenzen, damit einhergehenden Problemen der möglichen Unterversorgung muss deshalb
von anderer Stelle entgegengewirkt werden. Ein Umdenken in der Geschlechterrollenverteilung
ist kaum nachzuweisen.
Abstract
Introduction We investigated the preferences of medical residents in Germany with regard to future
working place (hospital or private practice) and position (employment/self-employment
in private practice; resp. specialist/senior or chief physician in the hospital).
This is analysed in a gender comparative perspective, including the influence of parenthood.
Methods Annual postal surveys among graduates of seven medical faculties in Germany from
their last year ("Practical Year") until after four years of postgraduate training.
The return rate at baseline was 48 % and the four surveys after reached rates from
85 % up. In all samples about two thirds were women, which corresponds to the actual
gender differentiation in under- and postgraduate training. Descriptive statistics
and regression analyses were performed.
Results Compared to private practice the hospital is clearly preferred, although the attraction
of hospital jobs decreased over the years. The decision for or against the hospital
is connected to the discipline. Working in private practice is seen as possibility
for part time work. Men prefer self-employment whereas women prefer to work under
an employment contract. In the hospital, male doctors prefer to work in leading positions.
Those positions are associated with full-time work. Leadership training especially
takes place in university hospitals.
Discussion Three trends are recognized: Reluctance against leading positions, growing interest
for part time work and rising popularity of work as an employee in private practice.
Those trends can be understood as a rejection of traditional professional role models.
The realization of these preferences is easily feasible because of the current labour
market situation. Therefore, emerging problems have to be faced in another way. A
change of gender-typical role models was rarely detected.
Schlüsselwörter
fachärztliche Weiterbildung - Berufswahl - Krankenhaus - ambulante Versorgung
Key words
postgraduate training - career choice - hospital - private practice